1. Einleitung Teil 2 „Doch es wird die Zeit kommen – sie hat sogar schon angefangen –, wo die wahren Anbeter den Vater in Geist und Wahrhaftigkeit anbeten. Von solchen Menschen will der Vater angebetet werden. Gott ist Geist, und die, die ihn anbeten wollen, müssen dabei von seinem Geist bestimmt und von Wahrheit erfüllt sein."“ (Johannes 4:23, 24). Nachdem erörtert worden ist, was es bedeutet, den Vater „in der … Wahrheit“ anzubeten, soll jetzt auf das noch etwas tiefer gehende Kriterium eingegangen werden: Den Vater „im Geist“ anbeten. Bei der Anbetung „in der … Wahrheit“ geht es um Dinge, die mit dem Verstand und mit dem Herzen erfasst werden müssen, also um Erkenntnisse und Überzeugungen. Und es geht darum, die Wahrheit von der Unwahrheit oder der Lüge zu unterscheiden und abzugrenzen. Die Anbetung „im Geist“ baut darauf auf. Ohne Erkenntnis der Wahrheit ist Anbetung „im Geist“ nicht vorstellbar. Bei der Anbetung „im Geist“ kommt eine Kraft hinzu, die nicht aus uns selbst stammt. Die Quelle dieser Kraft ist Gottes „Geist“. Im Geist anzubeten bedeutet, Anbetung in die Praxis umzusetzen. Man weiß nicht nur, was wahr ist, man ist nicht nur davon überzeugt, sondern man richtet sein persönliches Leben danach aus. Bedingt durch den Geist gelingt einem das in einem Maß, das allein durch eigene Kraft nicht erreicht werden kann.
2. Anbetung im Geist Um die Anbetung im Geist“ begreifen und angemessen schildern zu können, ist es notwendig, festzustellen, was der von Jesus Christus erwähnte „Geist“ ist. Das im Neuen Testament verwendete griechische Wort für „Geist“ ist pneuma. Das Wort hat ein breites Bedeutungsspektrum, das sich größtenteils über zwei Bereiche erstreckt: Zum einen auf den Geist Gottes (sein heiliger Geist), zum anderen auf den Geist des Menschen (seine Lebenskraft oder die ihm innewohnende treibende geistige Einstellung oder vorherrschende Gesinnung). Zwar spielt die zweite Bedeutung (Geist des Menschen) bei der Anbetung auch eine wesentliche Rolle, doch soll in dieser Abhandlung der Ausdruck „mit Geist“ anbeten auf die erste Bedeutung (Geist Gottes) beschränkt werden. Wie die weiteren Ausführungen zeigen werden, ist das in Anbetracht der immensen Auswirkungen des Geistes Gottes äußerst angebracht. Gemäß der Elberfelder Studienbibel mit Sprachschlüssel bedeutet pneuma (hier nur bezogen auf den Geist Gottes): „… i) Geist, Geistesgabe, geistliche Gabe, wobei die Ursache, nämlich der Heilige Geist, für die Wirkung steht (1Kor 14,12.32); … l) Geist (Gottes), (Heiliger) Geist (Mt 1,18.20; 3,11.16; 4,1; Lk 4,18 u. ö.) … Er heißt pneuma theou (vgl. 2289), Geist Gottes … Er ist es auch, der alles durchdringt und erforscht … (1Kor 2, 10). So hat der Heilige Geist Macht und Kraft, in der Welt das Werk Gottes voranzutreiben (Röm 15,13.19). Er geht vom Vater aus (Joh 14,16f), der auch Vater der Geister genannt wird (Hebr 12,9), und er geht vom Sohn aus (Joh 15,26), so daß er auch der Geist Christi heißt (Röm 8,9; 1Petr 1,11). … Der Heilige Geist wohnt in den Glaubenden und bezeugt ihnen, daß sie Gottes Kinder sind (Röm 8,14.16), hilft ihnen beten (Röm 8,26) und wirkt alles in ihnen (1Kor 12,9). …“ „Geist“ bezeichnet somit die Gott innewohnende Energie und von ihm ausgehende und verwendete Kraft oder wirksame Kraft. Durch diesen Geist kann Gott, Jahwe (Jehova, JHWH), in seiner Allmacht alles bewirken, was er will. Da er seinem einziggezeugten Sohn, Jesus Christus, die Verfügungsgewalt über diese Kraft übertragen hat, kann dieser für seinen Vater vollbringen, was immer dieser wünscht. „Alles ist mir von meinem Vater übergeben worden; und niemand außer dem Vater kennt den Sohn wirklich, und auch den Vater kennt niemand – nur der Sohn und die, denen der Sohn es offenbar machen will.“ (Lukas 10:22*) „Da trat Jesus auf sie zu und sagte: "Mir ist alle Macht im Himmel und auf der Erde gegeben.““ (Matthäus 28:18*) „In ihm ist das Ja zu allen Zusagen Gottes. Darum sprechen wir durch ihn auch das Amen zur Ehre Gottes. “ (2. Korinther 1:20*) „Alles ist dadurch entstanden. Ohne das Wort entstand nichts von dem, was besteht.“ (Johannes 1:3*) „Er ist das Ebenbild des unsichtbaren Gottes, / der Erstgeborene, der weit über allem Geschaffenen steht. Denn in ihm wurde alles erschaffen: / im Himmel und auf der Erde, / das Sichtbare und das Unsichtbare, / Thronende und Herrschende, / Mächte und Gewalten. / Alles ist durch ihn geschaffen und vollendet sich in ihm.“ (Kolosser 1:15, 16*) Durch diesen Geist wurden und werden Menschen befähigt, Worte Gottes zu äußern und zu prophezeien: „Der Geist Jahwes hat durch mich gesprochen, / seine Rede war in meinem Mund.“ (2. Samuel 23:2*). „Und wenn sie euch vor Gericht stellen, dann macht euch keine Sorgen, wie ihr reden oder was ihr sagen sollt. Sagt einfach das, was euch dann eingegeben wird. Denn nicht ihr seid dann die Redenden, sondern der Geist eures Vaters redet in euch.“ (Matthäus 10:19, 20*) Auch konnten Menschen unter der Wirkung des Geistes das Wort Gottes, die Bibel, niederschreiben: „Denn niemals wurde eine Weissagung ausgesprochen, weil der betreffende Mensch das wollte. Diese Menschen wurden vielmehr vom Heiligen Geist gedrängt, das zu sagen, was Gott ihnen aufgetragen hatte.“ (2. Petrus 1:21*) „Die ganze Schrift ist von Gottes Geist gegeben und von ihm erfüllt. Ihr Nutzen ist entsprechend: Sie lehrt uns die Wahrheit zu erkennen, überführt uns von Sünde, bringt uns auf den richtigen Weg und erzieht uns zu einem Leben, wie es Gott gefällt.“ (2. Timotheus 3:16*) Durch den Geist konnte Jesus Wunder wirken, die durch natürliche Ursachen nicht bewirkt werden konnten. Wie der Bericht in der Apostelgeschichte zeigt, wurden diese Fähigkeiten ab Pfingsten auch den Jüngern Jesu in einem gewissen Umfang verliehen. Wenn Jesus Christus seine Jünger bei der Verkündigung des Evangeliums lenkte, wird mitunter auch der „Geist Jesu“ erwähnt: „Als sie dann an die Grenze von Mysien kamen, versuchten sie nach Bithynien weiterzureisen, doch das erlaubte ihnen der Jesus-Geist auch nicht.“ (Apostelgeschichte 16:7*) Dabei handelt es sich allerdings um nichts anderes als den Geist Gottes, über den ihn sein Vater verfügen lässt. Eine bedeutende Wirkung des Geistes Gottes ist die Geistzeugung unvollkommener Menschen zu Geistsöhnen Gottes. Der Apostel Paulus vergleicht diesen Vorgang mit einer Adoption: „Denn diejenigen, die von Gottes Geist gelenkt werden, sind Kinder Gottes. Der Geist, den ihr empfangen habt, macht euch ja nicht wieder zu Sklaven, sodass ihr wie früher in Furcht leben müsstet. Nein, ihr habt den Geist empfangen, der euch zu Kindern Gottes macht, den Geist, in dem wir "Abba! Vater!" zu Gott sagen. So macht sein Geist uns im Innersten gewiss, dass wir Kinder Gottes sind.“ (Römer 8:14-16*)
3. Im Geist“ anbeten Betrachtet man das große Spektrum an Wirksamkeiten des Geistes, wird einem klar, was für eine besondere Bedeutung der Aussage Jesu zukommt, dass ‚der Vater solche als seine Anbeter sucht, die ihn im Geist anbeten‘. Diesem Aspekt der Anbetung muss mit Sorgfalt nachgegangen werden, um nicht einen Fehler zu begehen, über den sich Jesus nachdrücklich äußerte: „Deshalb sage ich: Alle Sünden können den Menschen vergeben werden, selbst die Gotteslästerungen, die sie aussprechen. Wer aber den Heiligen Geist lästert, wird keine Vergebung finden.“ (Matthäus 12:31*) Um einen Begriff davon zu erhalten, wie man den Vater „im Geist“ anbetet, wollen wir uns mit einer Reihe von Aussagen in den Evangelien und den übrigen Schriften des Neuen Testaments befassen, der nähere Aufschluss über die Wirksamkeit des Geistes vermitteln.
4. Der Geist gibt Leben Gott in Übereinstimmung im Geist anzubeten, eröffnet uns den Weg zu ewigem Leben: „Der Geist macht lebendig, menschliches Bemühen nützt nichts. Aber die Worte, die ich euch gesagt habe, sind von diesem Geist und von Leben erfüllt.“ (Johannes 6:63*) Beachtenswert an dieser Aussage Jesu ist, dass er sagt, seine Worte seien „Geist und […] Leben“. Den Vater im Geist anzubeten beinhaltet also unbedingt, die Worte Jesu zu hören, zu verstehen und sich danach auszurichten. Der Apostel Paulus hebt hervor, dass wir bewusst „im Hinblick auf den Geist“ säen sollen, um ewiges Leben zu „ernten“. Das bedeutet, zu verstehen, wie man mit dem Geist in Übereinstimmung, in Harmonie lebt. In Galater Kapitel 5 und 6 lenkt er den Fokus darauf, nicht „im Hinblick auf sein Fleisch“ zu säen. Wir müssen also auch bemüht sein, einen Lebenswandel zu führen, der nicht fleischlich ausgerichtet ist (Vergleiche Galater 5:19-21): „Wer auf sein Eigenleben sät, wird davon das Verderben ernten. Wer jedoch auf den Geist sät, wird davon das ewige Leben ernten. Wir wollen also nicht müde werden, Gutes zu tun, denn wenn die Zeit gekommen ist, werden wir die Ernte einbringen, falls wir nicht aufgeben. Solange wir also noch Gelegenheit haben, wollen wir allen Menschen Gutes tun, am meisten natürlich denen, die zur Glaubensfamilie gehören.“ (Galater 6:8-10*) Wie diesem Text zu entnehmen ist, gehört zum Säen „im Hinblick auf den Geist“ auch, „das zu tun, was vortrefflich ist“ und „gegenüber allen das Gute [zu] wirken“ – somit ein wesentlicher Bestandteil der Anbetung „mit Geist“.
5. Durch Geist Leben vermitteln Ein Anbeter des Vaters ist aber nicht nur darauf erpicht, selbst ewiges Leben zu „ernten“. Aus Wertschätzung und Dankbarkeit für das Geschenk des ewigen Lebens ist er von Herzen daran interessiert, dieses Geschenk auch anderen zu vermitteln: „Wer an mich glaubt, aus dem werden – wie die Schrift gesagt hat – Ströme lebendigen Wassers fließen." Er meinte damit den Geist, den die erhalten sollten, die an ihn glauben würden. Der Heilige Geist war ja noch nicht gekommen, weil Jesus noch nicht in Gottes Herrlichkeit zurückgekehrt war.“ (Johannes 7:38, 39*) Offensichtlich dadurch, dass ein Christ unter der Leitung des Geistes anderen das Evangelium weitererzählt und somit in anderen Glauben entfacht, kann er selbst zu einer Quelle ewigen Lebens werden. Natürlich nur in dem Sinn, dass er anderen die Möglichkeit dazu aufzeigt oder ebnet, nicht etwa durch direktes Weitergeben ewigen Lebens. Den Sachverhalt sprach Jesus bereits in dem erwähnten Gespräch mit der Samariterin mit folgenden Worten an: „Wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm geben werde, wird niemals mehr Durst bekommen. Das Wasser, das ich ihm gebe, wird in ihm eine Quelle werden, aus der Wasser für ewiges Leben sprudelt.“ (Johannes 4:14*) Das bedeutet, dass die Verkündigung des Evangeliums bzw. das Bekenntnis zu Jesus Christus (Römer 10:9) unmittelbar mit der Wirksamkeit des Geistes verbunden ist. Wenn jemand den Vater „im Geist“ anbeten möchte, muss er bereit sein, die gute Botschaft zu verkündigen.
6. Den Geist erhalten – wie? Da es offenkundig erstrebenswert ist, den Geist des Vaters zu erhalten, erhebt sich die Frage, wie man das erreichen kann. Sehen wir uns den bereits erwähnten Bibeltext noch einmal an. Jesus Christus sagte: „Wer an mich glaubt, aus dem werden – wie die Schrift gesagt hat – Ströme lebendigen Wassers fließen." Er meinte damit den Geist, den die erhalten sollten, die an ihn glauben würden. Der Heilige Geist war ja noch nicht gekommen, weil Jesus noch nicht in Gottes Herrlichkeit zurückgekehrt war.“ (Johannes 7:38, 39*) Der Glauben an Gottes Sohn ist somit eine Voraussetzung dafür, den Geist zu erhalten. Eng verbunden mit dem Glauben an Jesus ist noch eine andere Voraussetzung, die Jesus erwähnt: „So schlecht wie ihr seid, wisst ihr doch, was gute Gaben für eure Kinder sind, und gebt sie ihnen auch. Wie viel eher wird dann der Vater aus dem Himmel den Heiligen Geist denen geben, die ihn bitten!“ (Lukas 11:13*) Der Geist Gottes steht nicht „vollautomatisch“ zur Verfügung; Gott möchte, dass wir unsere Wertschätzung für dieses Geschenk zum Ausdruck bringen, indem wir bewusst um den Geist bitten! Ein Beispiel für so ein Gebet ist unsere Bitte um Weisheit, die uns durch den Geist Gottes gegeben werden kann: „Wenn jemand von euch nicht weiß, wie er das tun soll, dann darf er Gott um diese Weisheit bitten. Er wird sie ihm ohne weiteres geben und ihm deshalb keine Vorwürfe machen, denn er gibt allen gern. Doch wenn er diese Bitte vorbringt, soll er das mit Gottvertrauen tun und sich keinen Zweifeln hingeben. Ein Zweifler ist nämlich wie eine vom Wind gepeitschte hin- und herwogende Meereswelle.“ (Jakobus 1:5, 6*) Im Einklang mit dem Geist zu leben und den Vater „mit Geist“ anzubeten, hat somit auch mit unserem Glauben und unserem Vertrauen in Gott zu tun, unsere Bitten und andere Gebete zu erhören. Wie weit Gottes Großzügigkeit geht, wenn wir im Geist und im Glauben bitten, erwähnte Jesus gegenüber seinen Jüngern: „Wegen eures Kleinglaubens", antwortete er. "Ich versichere euch: Wenn euer Vertrauen nur so groß wäre wie ein Senfkorn, könntet ihr zu diesem Berg sagen: 'Rück weg von hier nach dort!' Und er wird wegrücken. Nichts wird euch unmöglich sein.“ (Matthäus 17:20*) So weit also geht Gottes Großzügigkeit: „Nichts wird euch unmöglich sein“! Der Apostel Paulus hatte das am eigenen Leib erlebt. Aber er nahm das Privileg des Geistes nicht nur für sich persönlich in Anspruch. An seine Brüder in Rom und in Thessalonich appellierte er deshalb: „Werdet im Fleiß nicht nachlässig, lasst den Geist Gottes in euch brennen und dient so dem Herrn!“ (Römer 12:11*) „Freut euch allezeit! Betet immerzu! Sagt Gott in allem Dank! Das ist es, was Gott will, und was er euch durch Jesus Christus möglich macht. Unterdrückt nicht das Wirken des Heiligen Geistes! Verachtet prophetische Aussagen nicht, prüft aber alles und behaltet das Gute! Meidet das Böse in jeder Gestalt!“ (1. Thessalonicher 5:16-22*) Wenn auch wir den Geist Gottes, unseres Vaters, gern erhalten möchten, sollten wir uns diese Worte des Apostels an die Römer und die Thessalonicher Christen zu Herzen nehmen. Aufschlussreich für uns ist, welche Tätigkeiten Paulus im Zusammenhang mit dem Geist erwähnt, der in uns „glühen“ soll: Wir sollen „nicht saumselig“, sondern aktiv tätig sein. Wir sollen unablässig zu Gott beten und danken. Auch das Wort Gottes „nicht mit Verachtung“ zu behandeln, sondern es zu schätzen, gehört dazu. Ferner sollen wir nicht leichtgläubig sein, sondern uns „aller Dinge“ vergewissern und dann am Vortrefflichen festhalten. Und wir sollen nicht mit Bösem sympathisieren, sondern ein gutes Herz haben. Wenn unsere Bitte um den Geist wirksam sein soll und wenn wir „glühend im Geist“ sein wollen, muss eine Wechselbeziehung zwischen uns und dem Geist entstehen: Wir dürfen nicht nur um ihn bitten, sondern müssen auch bereit sein, uns von ihm lenken zu lassen. Aus alldem ergibt sich, dass die Anbetung „mit Geist“ oder „im Geist“ nichts Theoretisches oder rein Theologisches ist, sondern mit dem täglichen Leben verbunden und leicht begreifbar ist. Gott „mit Geist“ anzubeten hat nicht mit einem routinemäßigen Gottesdienst zu tun. Wer „glühend im Geist“ ist, dient seinem Gott nicht nach einer Schablone, entsprechend einem Raster von Vorgaben. Der Geist Jehovas, des Allmächtigen, ist dynamisch und Gott möchte, dass auch seine Anbeter ihm dynamisch dienen – voll Eifer, kreativ, begeistert von dem, was sie gelernt und erhalten haben, interessiert, all das auch anderen zu vermitteln. Die Quelle dieser Dynamik ist der Geist des Vaters. Bedenkt man, welche Früchte der Geist in einem Menschen hervorbringt, ist das Bemühen um den Geist Gottes jede Anstrengung wert! Mit einigen dieser Früchte, die der Geist in einem Menschen hervorbringen kann, wollen wir uns nun befassen.
7. Der Geist befähigt uns zu reden Jeder, der verstanden hat, dass das Bekenntnis zu Jesus und zu seinem Vater sowie die Verkündigung des Evangeliums eine entscheidende Rolle im Leben eines Christen spielen soll, stellt sich wahrscheinlich die Frage, wie er das umsetzen soll. Schließlich sind die wenigsten Menschen geborene Verkündiger, Prediger oder Redner. Jesus, der folgende motivierenden Worte äußerte, wusste um diesen Schwachpunkt von uns Menschen. Da es sich um ein bedeutendes Versprechen Jesu handelt, wird es aus drei Evangelien zitiert: „Und weil ihr zu mir gehört, werdet ihr vor Machthaber und Könige geführt werden. Doch auch sie und alle Völker müssen ein Zeugnis von mir hören. Und wenn sie euch vor Gericht stellen, dann macht euch keine Sorgen, wie ihr reden oder was ihr sagen sollt. Sagt einfach das, was euch dann eingegeben wird. Denn nicht ihr seid dann die Redenden, sondern der Geist eures Vaters redet in euch.“ (Matthäus 10:18-20*). „Und wenn sie euch verhaften und vor Gericht stellen, dann macht euch vorher keine Sorgen, was ihr sagen sollt. Sagt einfach das, was euch dann eingegeben wird. Denn nicht ihr seid dann die Redenden, sondern der Heilige Geist.“ (Markus 13:11*) „Wenn sie euch vor die Synagogengerichte zerren oder euch bei den Behörden und Machthabern anzeigen, dann macht euch keine Sorgen, wie ihr euch verteidigen oder was ihr sagen sollt. Der Heilige Geist wird euch in jenem Moment eingeben, was ihr sagen könnt.“ (Lukas 12:11, 12*) Möglicherweise ist das eine der größten Herausforderungen, vor der ein sündiger Mensch stehen kann. Man darf aber auch nicht vergessen, dass genau diese Situation eine der offenkundigsten ist, in der wir beweisen können, dass wir wirklich auf den Geist vertrauen und Glauben bekunden, ja den Vater „mit Geist“ anbeten. „Nichts wird euch unmöglich sein“ – diese starke Aussage haben wir weiter oben besprochen. Erinnern wir uns, was Jesus als Voraussetzung dafür nannte? „Wenn ihr Glauben habt von der Größe eines Senfkorns“. Ein Beispiel dafür, wie man in so einer Situation vorgehen kann, haben die Apostel gegeben. Als man sie einschüchtern wollte und sie misshandelte, um sie davon abzuhalten, weiter über Jesus zu predigen, beteten sie zu Gott um Kraft und den Freimut weiterzumachen. Das Ergebnis? „Als sie so gebetet hatten, bebte die Erde an dem Ort, wo sie versammelt waren. Sie alle wurden mit dem Heiligen Geist erfüllt und verkündigten die Botschaft Gottes mutig und frei.“ (Apostelgeschichte 4:31*). Das können auch wir. Und wie die drei obigen Zitate aus den Evangelien zeigen, ermuntert uns Jesus eindeutig dazu, auf den Geist zu vertrauen. Der Apostel Paulus, der immer wieder in derartige Situationen geraten war, motivierte seinen Missionarsgefährten Timotheus mit den Worten: „Denn Gott hat uns nicht einen Geist der Zaghaftigkeit gegeben, sondern den Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit. Darum schäme dich nicht, unseren Herrn zu bekennen und auch zu mir zu stehen, seinem Gefangenen. Sei bereit, mit für das Evangelium zu leiden. Gott gibt dir die Kraft dazu.“ (2. Timotheus 1:7, 8) Ohne Zweifel sollten wir uns Jesu Versprechen und den entsprechenden Rat des Apostels Paulus ernsthaft zu Herzen nehmen, um den Vater im Himmel seinem Wunsch gemäß „im Geist“ anzubeten.
8. Der Geist verhilft zu Ausgeglichenheit und Frieden Eine andere Art Frucht, die der Geist in uns Menschen hervorrufen kann, ist ein stabiler Herzenszustand, ein Gefühl der Ausgeglichenheit und des Friedens. Nach dem Bericht in der Apostelgeschichte über die Bekehrung des Paulus wird erwähnt, dass die Juden ihm mehrfach nach dem Leben trachteten. Daher wurde er von Mitchristen nach Tarsus in Sicherheit gebracht. Danach stabilisierte sich die Situation in Israel wie in Apostelgeschichte Kapitel 9 beschrieben: „Nun erlebte die Gemeinde in ganz Judäa, Galiläa und Samarien eine friedliche Zeit. Die Christen wurden gefestigt und lebten in Ehrfurcht vor dem Herrn. Und weil der Heilige Geist ihnen beistand, vermehrte sich ihre Zahl.“ (Apostelgeschichte 9:31*) Die Christenversammlung erhielt den „Trost des heiligen Geistes“. Zweifellos war es auch der Wirksamkeit dieses Geistes zuzuschreiben, dass die Versammlung Frieden verspürte und erbaut wurde. Da Herzensfrieden und emotionale Stabilität so wohltuend und wünschenswert sind, ermunterte Paulus seine Mitchristen in Philippi dazu, Gott ausdrücklich genau darum zu bitten: „Macht euch keinerlei Sorgen, sondern bringt alle eure Anliegen im Gebet mit Bitte und Danksagung vor Gott! Und der Frieden Gottes, der alle menschlichen Gedanken weit übersteigt, wird euer Herz und euer Denken in Christus bewahren.“ (Philipper 4:6, 7*) Wenn wir unseren Vater im Himmel „mit Geist“ anbeten, wird uns dieser Frieden zuteil werden; unser ‚Herz und unsere Denkkraft wird durch Christus Jesus behütet‘ werden. Was für eine wertvolle Wirkung des Geistes!
9. Der Geist vermittelt Erkenntnis. Der Geistesmensch! Im ersten Teil dieser Artikelserie wurde schon der „Geist der Wahrheit“ erwähnt (Johannes 15:26, 27; 16:12, 13*) Jesus versprach seinen Jüngern, dass dieser Geist ihnen Erkenntnis bzw. Wahrheit vermitteln würde: „Ich hätte euch noch so viel zu sagen, aber ihr könnt es jetzt noch nicht tragen. 13 Wenn dann jedoch der Geist der Wahrheit gekommen ist, wird er euch zum vollen Verständnis der Wahrheit führen. Denn er wird nicht seine eigenen Anschauungen vertreten, sondern euch nur sagen, was er ‹von mir› hören wird, und euch verkünden, was dann geschieht.“ (Johannes 16:12, 13*) Diese Wirkung des Geistes sollte nicht auf die Apostel, zu denen Jesus diese Worte sprach, begrenzt sein. Über 20 Jahre später griff der Apostel Paulus dieses Thema in seinem ersten Brief an die Christen in Korinth auf: „Denn durch seinen Geist hat Gott uns dieses Geheimnis offenbart. Der Geist ergründet nämlich alles, auch das, was in den Tiefen Gottes verborgen ist. Wer von den Menschen weiß denn, was im Innern eines anderen vorgeht? Das weiß nur dessen eigener Geist. Ebenso weiß auch nur der Geist Gottes, was in Gott vorgeht. Wir haben aber nicht den Geist dieser Welt empfangen, sondern den Geist, der von Gott kommt. So können wir erkennen, was Gott uns geschenkt hat. Und davon reden wir auch, aber nicht in Worten, wie sie menschliche Weisheit lehrt, sondern in Worten, wie sie der Geist lehrt. Geistlichen Menschen, erklären wir geistliche Sachen.“ (1. Korinther 2:10-13) Wenn Paulus an die Korinther Christen schreibt, „nun haben wir nicht den Geist der Welt empfangen, sondern den Geist, der von Gott ist“, bezieht er diese mazedonischen Christen, die durch ihn zum Glauben kamen, zweifelsfrei mit ein: Auch sie empfingen „den Geist, der von Gott ist“. Auch sie sollten „Geistesmenschen“ werden – wie wir auch. Tatsächlich ist es Gottes Heiliger Geist, der aus einem „physischen Menschen“ einen „Geistesmenschen“ macht, denn Paulus fährt fort: „Ein natürlicher Mensch kann nicht erfassen, was vom Geist Gottes kommt. Er hält es für Unsinn und kann nichts damit anfangen, weil es geistlich beurteilt werden muss. Doch ein geistlicher Mensch kann das alles richtig beurteilen. Er selbst aber bleibt allen anderen ein Rätsel. Denn "wer kennt schon die Gedanken des Herrn, dass er ihn belehren könnte?"Aber wir haben die Gedanken des Christus.“ (1. Korinther 2:14-16*) Halten wir fest: Wer den Vater „mit Geist“ anbetet, bittet Gott um heiligen Geist und erhält ihn auch. Dadurch hilft ihm Gott, ein „Geistesmensch“ zu werden. „Der Geist erforscht alle Dinge“ und befähigt den Geistesmenschen, nach und nach „selbst die tiefen Dinge Gottes“ zu verstehen. Durch den Geist wird er „die Dinge Gottes“ kennenlernen und begreifen (1. Korinther 2:10-12*) Das bedeutet nicht, dass dem Geistesmenschen „neue Erkenntnisse“ geoffenbart werden. Wir dürfen zuversichtlich davon ausgehen, dass alle für den Glauben nötige Erkenntnis im geschriebenen Wort Gottes bereits enthalten ist. Ansonsten wäre die Mahnung des Apostels Paulus überflüssig: „‚Geht nicht über das hinaus, was geschrieben steht‘, damit ihr nicht persönlich aufgeblasen werdet zugunsten des einen gegen den anderen“ (1. Korinther 4:6). Was der Geist vielmehr bewirkt, ist das Verständnis dessen, was in Gottes Wort enthalten ist. Dabei darf sich der Geistesmensch nicht selbst überschätzen oder sich gar über andere erheben. (Vergleiche die Abhandlungen unter „Die Wahrheit und Dogmatismus“ und „Wahrheit und Einheit“ im ersten Teil dieser Artikelreihe) Nichtsdestotrotz muss betont werden, dass Gott seinen Anbetern, die ihn „mit Geist“ anbeten, durch diese Erkenntnis ein immenses Vorrecht zuteilwerden lässt.
10. Der Geist vermittelt Fähigkeiten („Gnadengaben“, griech. chárisma) Mit am geläufigsten in Verbindung mit der Wirkung des Geistes sind die „Gaben des Geistes“, die unter anderem in 1.Korinther Kapitel 12 erwähnt werden. Zunächst einmal die Wiedergabe der Verse 4 bis 11 aus diesem Kapitel: „Nun gibt es verschiedene Zuteilungen an geistlichen Gaben, doch nur ein und denselben Geist; es gibt verschiedene Dienste, doch nur ein und denselben Herrn; es gibt verschiedene Kräfte, doch nur ein und denselben Gott, der alles in allen wirkt. Und an jedem von uns will sich der Geist zum Nutzen der Gemeinde offenbaren: Dem Einen wird vom Geist das Wort der Weisheit gegeben, ein Anderer kann durch denselben Geist Einsicht vermitteln, einem Dritten wird eine besondere Glaubenskraft geschenkt, einem Anderen wieder Heilungsgaben – alles durch denselben Geist. Der Geist ermächtigt den Einen, Wunder zu wirken; einen Anderen lässt er Weisungen Gottes verkündigen. Ein Dritter erhält die Fähigkeit zu unterscheiden, was vom Geist Gottes kommt und was nicht. Einer wird befähigt, in nicht gelernten fremden Sprachen zu reden, und ein Anderer, sie zu übersetzen. Das alles wird von ein und demselben Geist bewirkt, der jedem seine besondere Gabe zuteilt, wie er es beschlossen hat.“ (1. Korinther 12:4-11*) Der griechische Begriff für „Gabe“ ist chárisma. Das Wort kommt von charízomai (freundlich sein, schenken) und ist verwandt mit cháris (Gnade, unverdiente Güte). Es bezeichnet eine Gnadengabe, ein unverdientes Geschenk. „Die Endung –ma zeigt an, daß das Ergebnis oder die Auswirkung von charízomai gemeint ist. Chárisma geht im NT immer von Gott aus“ . Eine Anzahl von Bibelübersetzungen verwendet deshalb den Begriff „Gnadengabe“. Nicht alle „Gaben des Geistes“ sind auf Christen des ersten Jahrhunderts beschränkt. Betrachtet man die einzelnen in der Bibel erwähnten „Gaben des Geistes“ näher, erkennt man leicht, dass es auch später – bis in die Neuzeit – Wirkungen des Geistes („Gaben des Geistes“) gab und gibt. Das trifft natürlich nicht restlos auf alle „Gaben des Geistes“ zu. Auferweckungen von Toten gibt es heute nicht mehr. Es gibt auch keine verifizierten Vorkommen von „Zungenreden“. In Anbetracht der Tatsache, dass das Evangelium heute so gut wie in allen Sprachen verkündigt wird (Die Bibel oder Teile davon gibt es inzwischen in über 2 500 Sprachen), ist Letzteres auch nicht wirklich notwendig. Legt man die Aufzählung aus 1. Korinther 12:4-11 zu Grunde, so kann man feststellen, dass die Gaben (chárisma) „Heilungen“, „Wirkungen von Machttaten“, „Prophezeien“, „Zungenreden“ und „Auslegung der Zungenreden“ in der Neuzeit offenbar nicht vom Geist vermittelt werden. Bei den Gaben „Weisheitsrede“ und „Erkenntnisrede“ kann man nicht sicher festlegen, was damit jeweils gemeint ist, da die Meinungen diesbezüglich auseinander gehen mögen. Ganz sicher nicht abzustreiten ist, dass der Geist dem Einzelnen aber sehr wohl ein Maß an „Weisheit“ und „Erkenntnis“ gewährt. Betreffend der Gabe „Glauben“ ist festzustellen, dass jeder Christ Glauben haben muss, um gerettet zu werden. Und man darf davon ausgehen, dass der Geist dem Einzelnen das Maß an Glauben gibt, das er für nötig hält (Vergleiche 1. Petrus 4:10). Die Gabe „Unterscheidung inspirierter Äußerungen“ ist ebenfalls heute noch notwendig, bedenkt man die Warnung des Apostels Johannes am Ende des ersten Jahrhunderts: „Ihr Lieben, glaubt nicht jedem, der behauptet, er sei mit Gottes Geist erfüllt, sondern prüft, ob er wirklich von Gott kommt. Denn überall sind falsche Propheten unterwegs.“ (1. Johannes 4:1*) Da es sich beim Geist um die wirksame Kraft Gottes, des Allmächtigen, handelt, über die er auch seinen Sohn verfügen lässt, steht es uns unvollkommenen Menschen nicht zu, festzulegen, inwieweit der Geist heute noch wirkt oder nicht. „Und an jedem von uns will sich der Geist zum Nutzen der Gemeinde offenbaren“ schrieb Paulus in 1. Korinther 12:7(*). Welcher Zweck zu welchem Zeitpunkt und an welchem Ort „nützlich“ ist, müssen wir Jehova Gott und seinem Sohn, Jesus Christus, überlassen. Das wird von Paulus in Vers 11 bestätigt: „Das alles wird von ein und demselben Geist bewirkt, der jedem seine besondere Gabe zuteilt, wie er es beschlossen hat.“ (1. Korinther 12: 11*) Auch Jesus lenkte in seinem Gespräch mit Nikodemus über die geistige „Wiedergeburt“ die Aufmerksamkeit auf diesen Aspekt, als er sagte: „Der Wind weht, wo er will. Du hörst ihn zwar, aber du kannst nicht sagen, woher er kommt und wohin er geht. So ist es bei jedem, der aus dem Geist geboren ist.“ (Johannes 3:8*). Wir wissen nicht, woher der Wind (oder der Geist) kommt und wohin er geht. Das wissen nur der Vater und der Sohn, die über ihn verfügen. Da der Allmächtige und sein Sohn es sich vorbehalten, den Geist beziehungsweise die Wirkungen des Geistes zuteilwerden zu lassen, wem immer sie wollen, dürfen wir keine vorgefasste Meinung haben, wem eine bestimmte Wirkung des Geistes zusteht oder nicht. Tatsache ist, dass der Geist grundsätzlich jedem Christen zur Verfügung steht. Betrachten wir nun weitere Wirkungen oder „Gaben des Geistes“ (außer den bereits erwähnten, „Glauben“ und „Unterscheidung inspirierter Äußerungen“), die es heute nach wie vor gibt und die Menschen zur Verfügung stehen, die Gott „mit Geist“ anbeten. In den Versen 27 bis 31 im Kapitel 12 des 1. Korintherbriefes erwähnt der Apostel zum Beispiel „Lehrer“, „Hilfeleistungen“ und „Fähigkeiten zu leiten“: „Zusammen seid ihr der Leib von Christus und einzeln genommen Glieder davon. Einige hat Gott in der Gemeinde eingesetzt: Das sind erstens die Apostel, zweitens Propheten, drittens Lehrer. Dann kommen die, die Wunder tun; dann die, die Gnadengaben zum Heilen, zu Hilfeleistungen oder zum Leiten haben; schließlich die, die in ungelernten fremden Sprachen reden. Sind nun etwa alle Apostel, alle Propheten, alle Lehrer? Können alle Wunder tun? Haben alle Gnadengaben zum Heilen? Reden alle in fremden Sprachen? Können alle sie übersetzen? Ihr bemüht euch um die größeren Gaben? Dann zeige ich euch einen Weg, der weit besser ist.“ (1. Korinther 12:27–31*) Dient heute jemand in der Versammlung als „Lehrer“, ist er eindeutig von der Leitung durch den Geist abhängig, wenn er nicht unabhängig von Gottes Wort lehren will. Da er als „Lehrer“ eine große Verantwortung vor seinem Haupt, dem Christus, trägt (Jakobus 3:1), sollte er unbedingt um die Leitung durch den Geist bitten. Selbstverständlich trifft das auch auf jeden anderen Christen zu, der lehrt, auch wenn es nicht in oder vor der Versammlung ist. Ein wesentlicher Bestandteil der Opfer, durch die Gott verherrlicht wird, ist, „Gutes zu tun und die Dinge mit anderen zu teilen“ sowie sich um „Waisen und Witwen“ zu kümmern: „Vergesst auch nicht, Gutes zu tun und mit anderen zu teilen! Denn solche Opfer gefallen Gott.“ (Hebräer 13:16*) „Wer Gott, dem Vater, wirklich gefallen will, der helfe Waisen und Witwen in ihrer Not und beschmutze sich nicht am Treiben der Welt.“ (Jakobus 1:27*) Bei diesen Diensten handelt es sich nicht nur um rein geistige Dienstleistungen. Trotzdem werden sie zu den „Hilfeleistungen“ gezählt, die der Apostel Paulus unter den „Gaben des Geistes“ nennt. Wer sich durch „Hilfeleistungen“ für seine Glaubensbrüder und andere Mitmenschen verausgabt, benötigt genauso den „Geist“. Und er darf sich sicher sein, dass der „Geist“ ihn befähigt, Gott wohlgefällige Opfer darzubringen und Gott in ‚reiner und unbefleckter‘ Weise anzubeten – ja „mit Geist“ (Johannes 4:24) Lässt sich jemand vom „Geist“ Gottes lenken und stellt seine „Fähigkeiten zu leiten“ der Versammlung zur Verfügung, so ist auch das eine „Gabe des Geistes“. Somit wird dieser Einsatz ein Teil seiner Anbetung des Vaters „mit Geist“. Auch im Epheserbrief spricht der Apostel Paulus im Kapitel 4 über Wirksamkeiten des Geistes: „Jeder von uns hat den Anteil an der Gnade erhalten, so wie er ihm von Christus zugemessen wurde.“ (Epheser 4:7*) Beachtenswert ist, dass Paulus schreibt, „jedem von uns“ sei „unverdiente Güte“ verliehen worden, und zwar in dem Maß wie ihm von Christus „die freie Gabe zugemessen“ würde. Somit befähigt der Geist wirklich jeden Christen – allerdings nicht in der gleichen Weise: Er tut es so wie er es möchte und entsprechend den Möglichkeiten, die der Einzelne hat. Das entspricht dem Gedanken des Apostels Petrus: „Gott hat jedem von euch Gaben geschenkt, mit denen ihr einander dienen könnt. Tut das als gute Verwalter der vielfältigen Gnade Gottes!“ (1. Petrus 4:10 *) Auch der Apostel Paulus hebt diesen Gedanken nochmals hervor in seinem 2. Brief an die Korinther Christen: „Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen!“ (2. Korinther 13:13*) Kehren wir zum Epheserbrief, Kapitel 4 zurück. Nachdem Paulus erwähnt, dass „jedem von uns […] unverdiente Güte verliehen worden“ ist, schreibt er in Vers 8, dass Christus „Gaben [in Form von] Menschen“ gab. Diese Menschen, die er der Versammlung als „Gaben“ gegeben hat, haben ihre Fähigkeiten ebenfalls durch den Geist Gottes erhalten: „Und er hat die einen als Apostel gegeben und andere als Propheten. Er gab Evangelisten, Hirten und Lehrer, damit sie die, die Gott geheiligt hat, zum Dienst ausrüsten und so der Leib des Christus aufgebaut wird mit dem Ziel, dass wir alle die Einheit im Glauben und in der Erkenntnis des Sohnes Gottes erreichen; dass wir zu mündigen Christen heranreifen und in die ganze Fülle hineinwachsen, die Christus in sich trägt. Dann sind wir keine unmündigen Kinder mehr, die sich vom Wind aller möglichen Lehren umtreiben lassen und wie Wellen hin- und hergeworfen werden. Dann fallen wir nicht mehr auf das falsche Spiel von Menschen herein, die andere hinterlistig in die Irre führen. Lasst uns also in Liebe wahrhaftig sein und in jeder Hinsicht zu Christus hinwachsen, unserem Haupt. Von ihm her wird nämlich der ganze Leib zusammengefügt und durch verbindende Glieder zusammengehalten. Das geschieht in der Kraft, die jedem der einzelnen Teile zugemessen ist. So bewirkt Christus das Wachstum seines Leibes: Er baut sich auf durch Liebe.“ (Epheser 4:11-16*) Paulus spricht hier zwar vom Leib Christi. Jedoch darf das, was er über die Zusammenarbeit der einzelnen Leibesglieder sagt, uneingeschränkt auch auf die Zusammenarbeit der einzelnen Glieder einer christlichen Ortsversammlung oder –gemeinde übertragen werden. Und genau das, was in diesen Versen beschrieben wird, bewirkt der Geist Gottes in diesen Menschen: Er befähigt einige, „Evangeliumsverkündiger“ zu sein, andere, als „Hirten“ oder „Lehrer“ zu dienen. Zu welchem Zweck? Zu dem Zweck zurechtzubringen, zu dienen, zu erbauen, die Einheit im Glauben zu fördern, den Sohn Gottes zu erkennen und letzten Endes geistig erwachsen zu werden. „Jedes einzelne Glied“ spielt dabei eine Rolle, egal ob es sich um ein Ohr, eine Hand, ein „Gelenk“ oder sonst einen Teil des Körpers handelt! Und jedes dieser Glieder – so unscheinbar es auch sein mag – ist vom Geist abhängig und wird vom Geist geleitet. Niemand, der eine bestimmte Gabe des Geistes verwaltet, sollte sich mit jemand anders vergleichen oder sich gar über ihn erheben (1. Korinther 12:19-26). Beachtenswert ist, dass nicht jeder alles kann: „Einige“ dienen auf die eine, andere auf eine andere Weise. Da es aber der „Geist“ ist, der sie befähigt, kann über alle gesagt werden, dass sie den Vater „mit Geist“ oder „im Geist“ anbeten: Das ist ein sehr großer Ansporn für jeden Christen, ernsthaft zu überdenken, welche „Gabe des Geistes“ ihm gewährt wird und diese Gabe dann verantwortungsbewusst zugunsten der Christenversammlung einzubringen (1. Petrus 4:10)! Das beinhaltet es, den Vater „mit Geist“ anzubeten.
11. Der Geist befreit von den Begierden des Fleisches Eine Wirkung des Geistes, die im täglichen Leben eine wesentliche Rolle spielt und zu den beeindruckendsten Wirkungen gehört, beschreibt der Apostel Paulus im 5. Kapitel des Galaterbriefes: „Ich will damit nur sagen: Lasst den Geist Gottes euer Leben bestimmen, dann könnt ihr den Begierden in euch widerstehen. Denn die menschliche Natur widerstrebt dem Geist Gottes und der Geist Gottes ebenso der menschlichen Natur. Beide stehen gegeneinander, damit ihr nicht einfach macht, was ihr wollt. Wenn ihr aber vom Geist geführt werdet, steht ihr nicht mehr unter Gesetz.“ (Galater 5:16-18*) Wer „durch [den] Geist“ wandelt, vollbringt die „Begierde des Fleisches überhaupt nicht“? Wie soll das möglich sein? Schrieb nicht der gleiche Apostel im 7. Kapitel des Briefes an die Christen in Rom über sich selbst: „Denn ich weiß, dass in mir, das heißt in meiner Natur, nichts Gutes wohnt. Es fehlt mir nicht am Wollen, aber ich bringe es nicht fertig, das Gute zu tun. Ich tue nicht das Gute, das ich tun will, sondern das Böse, das ich nicht will.“ (Römer 7:18, 19*) Was meint Paulus, wenn er behauptet, wer „durch [den] Geist“ wandelt, vollbringt die „Begierde des Fleisches überhaupt nicht“? Wie er selbst schreibt, wünscht er „das Gute“ und lehnt „das Schlechte“ ab. Trotzdem tut er „das Schlechte“ – weil er von Geburt ein Sünder ist. Wenn Paulus also im Galaterbrief schreibt, dass jemand, der „durch [den] Geist“ wandelt, die „Begierde des Fleisches überhaupt nicht“ vollbringt, kann er damit nicht meinen, dass der Betreffende keine Fehler („das Schlechte“) mehr macht. Sünde ist daher nicht das Gleiche wie die „Begierde des Fleisches“. Die „Begierde des Fleisches“ bezeichnet offensichtlich die Gier, dem „Fleisch“ nachzugeben. Jemand, der diese Begierde hat, sinnt offenbar immer wieder darüber nach, wie er „das Fleisch“ befriedigen kann. Wandelt er „durch [den] Geist“, so ändert sich das grundlegend. Über diesen Wandel schreibt der Apostel im 12. Kapitel des Römerbriefs: „Und richtet euch nicht nach den Maßstäben dieser Welt, sondern lasst die Art und Weise, wie ihr denkt, von Gott erneuern und euch dadurch umgestalten, sodass ihr prüfen könnt, ob etwas Gottes Wille ist – ob es gut ist, ob es Gott gefallen würde und ob es zum Ziel führt!“ (Römer 12:2(+); vergleiche Epheser 4:23) Dieses „Umwandeln“, diese „Neugestaltung eures Sinnes“ wird durch den Geist verursacht. Wie Gott das durch seinen Geist bewirkt, beschreibt Paulus anschaulich im Hebräerbrief: „Der neue Bund, den ich dann mit dem Volk Israel schließen will, wird so aussehen: Ich werde ihnen meine Gesetze in Herz und Gewissen schreiben. Ich werde ihr Gott und sie werden mein Volk sein.“ (Hebräer 8:10*) „Der neue Bund, den ich dann mit ihnen schließen will, wird so aussehen: 'Ich werde ihnen meine Gesetze in Herz und Gewissen schreiben', spricht der Herr." Und dann fährt er fort: "Nie mehr werde ich an ihre Sünden und ihre Gesetzlosigkeiten denken.“ (Hebräer 10:16, 17*) Gott ist also derjenige, der durch seinen Geist unseren Sinn umwandelt und unser Herz zum Guten verändert. Auf diese Weise ist es dem Sünder möglich, die „Begierde des Fleisches überhaupt nicht“ zu vollbringen. Wer den Geist auf diese Weise auf und in sich wirken lässt, wird feststellen, dass bisher verwurzelte schlechte Begierden verschwinden, weil der Geist in seinem Sinn und in seinem Herzen den starken Wunsch wachsen lässt, die „Begierde des Fleisches“ abzulegen. Durch diese Umwandlung (metamórphosis) seines Sinnes wird er in die Lage versetzt, Gott im wahren Sinne des Wortes „mit Geist“ („im Geist“) zu dienen und anzubeten. Wer zulässt, dass Gottes Geist in ihm wirkt und den Geist nicht behindert, wird diese beachtliche „Metamorphose“ bei sich feststellen können. Der Zustand nach der Umwandlung – das Fehlen der „Begierde des Fleisches“ – ist dann nicht eigener „Leistung“ zuzuschreiben, sondern der Wirksamkeit des Geistes Gottes . Mehr zu diesem Gedanken findet sich in dem gleich anschließenden Thema „Die ‚Frucht des Geistes‘“. Ein äußerst wünschenswerter Effekt dieser Wirkung des Geistes ist das, worüber der Apostel Paulus im Kapitel 6 seines 2. Briefes an die Korinther Christenversammlung schrieb. Nachdem er eine Reihe von schweren sittlichen Fehlverhalten aufgezählt hat, kommt er zu dem Schluss: „Und das sind manche von euch gewesen. Aber durch den Namen des Herrn Jesus Christus und durch den Geist unseres Gottes seid ihr reingewaschen, seid ihr geheiligt, seid ihr gerecht gesprochen worden.“ (1. Korinther 6:11*) Ein gutes Gewissen wird die Folge sein. Aber nicht, weil das Fehlverhalten etwa nicht mehr als schlecht betrachtet wird, sondern weil der Sünder „reingewaschen“ wurde, weil er „gerecht gesprochen“ wurde. Aufgrund des Opfers Jesus Christi und mit Hilfe des „Geistes unseres Gottes“ wird ein gutes Gewissen ermöglicht. Der Betreffende ist zwar immer noch ein Sünder, aber er vollbringt nicht mehr die „Begierde des Fleisches“, weil sein Herz nach der Umwandlung mit guten Dingen erfüllt ist – mit den Gesetzen Gottes. Sündigt er dann doch noch, obwohl er in Wirklichkeit das Gute vollbringen wollte, gilt für ihn die Gerechtsprechung: Aufgrund des Opfers Jesu Christi wird ihm die Sünde nicht angerechnet. „Und dann fährt er fort: "Nie mehr werde ich an ihre Sünden und ihre Gesetzlosigkeiten denken.“ „Deshalb wollen wir uns ‹Gott› mit aufrichtigem Herzen voller Vertrauen und Zuversicht nähern. Unser Herz wurde ja ‹mit dem Blut von Christus› besprengt und so unser Gewissen entlastet und der Leib mit reinem Wasser gewaschen.“ (Hebräer 10:17, 22*) Was für ein erstrebenswerter Zustand, der mit der Anbetung „im Geist“ verbunden ist!
12. Die „Frucht des Geistes“ Bei der Erörterung der Anbetung „mit Geist“ beziehungsweise „im Geist“ darf die „Frucht des Geistes“ nicht unerwähnt bleiben. Sie wird wie folgt beschrieben: „Doch die Frucht, die der Geist wachsen lässt, ist: Liebe, Freude, Frieden, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und Selbstbeherrschung. Dagegen hat das Gesetz nichts einzuwenden. Die, die zu Jesus Christus gehören, haben ja das eigene Ich mitsamt den Leidenschaften und Begierden gekreuzigt. Wenn wir also durch den Geist Gottes das neue Leben haben, dann wollen wir es auch in diesem Geist führen. Wir wollen nicht ehrgeizig unsere Eitelkeit befriedigen und uns gegenseitig herausfordern oder beneiden.“ (Galater 5:22-26*) Manchmal wird es so dargestellt, dass wir an der „Frucht des Geistes“ arbeiten sollen. Uns wird nahegelegt, die neun Eigenschaften, die zur „Frucht des Geistes“ gerechnet werden, zu entwickeln oder sie hervorzubringen. Ohne Frage ist es notwendig, die Güte, die Vortrefflichkeit dieser Eigenschaften zu erkennen, sie zu schätzen und den Wunsch zu haben, sie an den Tag zu legen. Aber eines darf auf keinen Fall missverstanden werden: Der Apostel Paulus sagt, dass es sich bei diesen Eigenschaften um die „Frucht des Geistes“ handelt. Diese Aussage muss unbedingt etwas näher betrachtet werden. Wenn es die „Frucht des Geistes“ ist, so ist es nicht unsere eigene Frucht. Der Urheber der „Frucht“ sind also nicht wir unvollkommene (sündige) Menschen, sondern es ist der Geist. Ohne die Wirkung des Geistes Gottes wird es keinem Menschen (in seinem sündigen Zustand) gelingen, die gesamte Frucht – also alle hier genannten neun Eigenschaften – in rechtem Maß hervorzubringen. (Bezieht man weitere Bibeltexte mit ein, in denen von diesen und weiteren guten Eigenschaften die Rede ist, erkennt man, dass zur Frucht des Geistes sicherlich noch mehr als diese neun ausdrücklich genannten Eigenschaften zählen.) Wer somit Gott, den Vater, „mit Geist“ anbetet, wird auch insoweit auf die Wirksamkeit des Geistes vertrauen, dass er wirklich glaubt, dass der Geist in ihm diese „Frucht“ hervorbringt. Er wird „die Fenster weit aufmachen“, damit der Geist ungehindert zu ihm durchdringen kann. Er wird um den Geist bitten und bereit sein, ihn in sich und durch sich wirken zu lassen. „So schlecht wie ihr seid, wisst ihr doch, was gute Gaben für eure Kinder sind, und gebt sie ihnen auch. Wie viel eher wird dann der Vater aus dem Himmel den Heiligen Geist denen geben, die ihn bitten!" (Lukas 11:13*) Das Bild von der „Frucht des Geistes“ erinnert an Jesu Gleichnis vom Weinstock, das er gemäß Johannes Kapitel 15 erzählte. Immer wieder wird gern der Vers 8 zitiert, gemäß dem Jesus sagte: „Die Herrlichkeit meines Vaters wird dadurch sichtbar, dass ihr viel Frucht bringt und euch so als meine Jünger erweist.“ (Johannes 15:8*). Manchmal wird das so verstanden, dass wir uns persönlich sehr anstrengen sollten, „viel Frucht“ zu tragen. Sprach Jesus hier aber von persönlicher Anstrengung mit dem Ziel, die Gunst des Vaters durch diese „Frucht“ zu erlangen? Betrachtet man den Kontext, ist leicht zu erkennen, dass Jesus das Augenmerk auf einen anderen Aspekt lenkte. Gemäß den unmittelbar vorhergehenden Versen sagte Jesus: „Bleibt in mir, und ich bleibe in euch! Eine Rebe kann nicht aus sich selbst heraus Frucht bringen; sie muss am Weinstock bleiben. Auch ihr könnt keine Frucht bringen, wenn ihr nicht mit mir verbunden bleibt. Ich bin der Weinstock; ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt reichlich Frucht. Denn getrennt von mir könnt ihr gar nichts bewirken. Wenn jemand nicht mit mir verbunden bleibt, wird er weggeworfen und verdorrt wie eine ‹nutzlose› Rebe. Solche Reben sammelt man nur noch auf, um sie zu verbrennen.“ (Johannes 15:4-6*) Jesus lenkte also nicht die Aufmerksamkeit darauf, sich persönlich möglichst zu verausgaben, um „Frucht“ hervorzubringen. Vielmehr wies er darauf hin, wie wichtig es ist, „in Gemeinschaft mit“ (wörtlich: „in“) ihm zu sein: Er ist der „Weinstock“ und tatsächlich ist es der Weinstock, durch den Frucht hervorgebracht wird. Wird ein Zweig vom Weinstock getrennt, kann der Zweig keine Frucht mehr hervorbringen. Genauso ist es bei der „Frucht des Geistes“: Ohne den Geist können sündige Menschen diese Frucht nicht hervorbringen. Das ist jedoch nicht bedauernswert, sondern äußerst begrüßenswert. Durch den Geist können wir ein Gott wohlgefälliges Leben führen, das uns persönlich zum Nutzen gereicht. Paulus brachte diese Dankbarkeit mit folgenden Worten zum Ausdruck: „Deshalb knie ich mich hin vor dem Vater, dem jede Familie im Himmel und auf der Erde ihr Dasein verdankt: Er möge euch nach dem Reichtum seiner Herrlichkeit mit Kraft beschenken, dass ihr durch seinen Geist innerlich stark werdet“ (Epheser 3:14-16*)
13. Was die „Frucht des Geistes“ bewirkt Die in Galater Kapitel 5 erwähnten Eigenschaften, die als „Frucht des Geistes“ bezeichnet werden, sowie viele weitere gute Eigenschaften werden durchweg mit erfreulichen Umständen in Verbindung gebracht. Und immer wieder wird im Zusammenhang damit der „Geist“ erwähnt. Nachstehend eine kleine Auswahl solcher Bibeltexte: „… Auch die Gemeinde in Jerusalem hörte davon. Deshalb schickten sie Barnabas los, der durch alle Orte bis nach Antiochia reisen sollte. Der war sehr glücklich, als er sah, was durch die Gnade Gottes entstanden war. Er machte allen Mut, dem Herrn mit ganzem Herzen treu zu bleiben. Denn er war ein vortrefflicher Mann, erfüllt mit dem Heiligen Geist und festem Glauben. Viele Menschen kamen damals zum ‹Glauben an den› Herrn.“ (Apostelgeschichte 11:22-24*) Der Heilige Geist bewog Barnabas, die erwähnten Eigenschaften anderen zu Gute kommen zu lassen. „Da schüttelten beide den Staub von ihren Füßen gegen sie ab und zogen nach Ikonion weiter. Die Jünger in Antiochia aber wurden mit Freude und mit dem Heiligen Geist erfüllt.“ (Apostelgeschichte 13:51, 52*) Obwohl von den Menschen abgelehnt, empfanden die Jünger Freude, weil sie mit heiligem Geist erfüllt waren. „Denn im Reich Gottes geht es nicht um Essen und Trinken, sondern um das, was der Heilige Geist bewirkt: Gerechtigkeit, Frieden und Freude. Wer Christus auf diese Weise dient, wird von Gott anerkannt und von den Menschen geachtet.“ (Römer 14:17, 18*) Der Heilige Geist ist es, der uns Gerechtigkeit, Frieden und Freude spüren lässt. „Möge Gott, die Quelle der Hoffnung, euch im Glauben mit Freude und Frieden erfüllen, damit ihr in Hoffnung immer reicher werdet durch die Kraft des Heiligen Geistes.“ (Römer 15:13*) Hoffnung – diese kraftvolle Triebfeder in unserem Leben – strömt in uns durch die „Kraft des heiligen Geistes“ über. „Und in dieser Hoffnung werden wir nicht enttäuscht, denn Gott hat uns mit dem Heiligen Geist, den er uns geschenkt hat, auch seine Liebe ins Herz ausgegossen.“ (Römer 5:5*) Die größte unter den guten Eigenschaften – die Liebe – wird durch heiligen Geist „in unser Herz ausgegossen“. Das bedeutet, dass jemand, der Gott „im Geist“ anbetet, all diese erwähnten Eigenschaften verspürt und auch selbst hervorbringt. Außer den neun Eigenschaften der „Frucht des Geistes“: Ermunterung, Gerechtigkeit und Hoffnung.
14. Voraussetzungen, um durch den Geist zu leben Ohne Frage ist es höchst erstrebenswert, den Vater „im Geist“ anzubeten und aus diesem Grund durch den Geist zu leben. Welche Voraussetzungen muss jemand erfüllen, um sich in vollem Maß der Wirkung des Geistes auszusetzen? Die Klärung dieser Frage ist für uns besonders dann von Interesse, wenn wir das Gefühl haben, die Leitung durch den Geist (noch) nicht wirklich zu verspüren. Ein Teil der oben zitierten Bibeltexte hat bereits einige grundlegende Voraussetzungen aufgezeigt. Durch die folgenden Texte sollen die Voraussetzungen noch etwas klarer aufgezeigt werden.
15. Am Anfang: die Liebe „Ihr Lieben, wenn Gott uns so geliebt hat, müssen auch wir einander lieben. Ihn selbst hat nie jemand gesehen. Doch wenn wir einander lieben, lebt Gott in uns, und seine Liebe ist in uns zum Ziel gekommen. Dass wir in ihm leben und er in uns, erkennen wir daran, dass er uns Anteil an seinem Geist gegeben hat. Außerdem haben wir mit eigenen Augen gesehen und können bezeugen, dass der Vater den Sohn als Retter der Welt gesandt hat. Und wenn sich jemand zu Jesus als dem Sohn Gottes bekennt, dann lebt Gott in ihm und er in Gott. Wir haben jedenfalls erkannt, dass Gott uns liebt; und wir glauben an seine Liebe. Gott ist Liebe, und wer in dieser Liebe lebt, der lebt in Gott, und Gott lebt in ihm. Auch darin ist die Liebe mit uns zum Ziel gekommen: Dem Tag des Gerichts können wir mit Zuversicht entgegensehen, denn so wie Jesus mit dem Vater verbunden ist, leben auch wir in dieser Welt. In der Liebe gibt es keine Furcht, denn Gottes vollkommene Liebe vertreibt jede Angst. Wer noch Angst hat, rechnet mit Strafe. Bei ihm hat die Liebe ihr Ziel noch nicht erreicht. Doch wir lieben, weil er uns zuerst geliebt hat.“ (1. Johannes 4:11-19*) Die Liebe und der Geist stehen offensichtlich in einer ständigen Wechselbeziehung zueinander: Zuerst hat Gott uns geliebt. Wir reagieren darauf und fangen an, Gott zu lieben. Daher „verleiht“ Gott uns seinen Geist; dieser wiederum bringt in uns die „Frucht des Geistes“ hervor, zu der auch die „Liebe“ gehört. Wenn wir den Geist ungehindert auf uns wirken lassen (Wir „öffnen das Fenster“ sozusagen, damit der Geist uns ungehindert erreicht), bleiben wir „in der Liebe“ und damit „in Gemeinschaft mit Gott“. Letzten Endes bewirkt Gott somit, dass wir – durch die Liebe – in einer engen Beziehung zu ihm stehen.
16. Dem Geist vertrauen, ohne zu zweifeln Ist „der Anfang“ einmal gemacht, müssen wir lernen, dem Geist zu vertrauen. Das heißt, wir lernen, der Wirksamkeit des Geistes uneingeschränkt zu vertrauen – ohne zu zweifeln. Als der Apostel Petrus dem Römer Kornelius helfen sollte, als erster Nichtjude den christlichen Glauben anzunehmen, kam es genau auf dieses uneingeschränkte Vertrauen auf den Geist an: „Der Geist Gottes sagte mir, ich solle ohne Bedenken mit ihnen gehen. Auch diese sechs Brüder hier kamen mit, und so kehrten wir in das Haus des Mannes ein, der nach mir geschickt hatte.“ (Apostelgeschichte 11:12*) Auf dieses uneingeschränkte Vertrauen kommt es jedoch nicht nur in solchen dramatischen Situationen an wie bei Petrus und Kornelius. Jakobus legt jedem von uns nahe, in jeder Situation, in der wir Weisheit benötigen, genauso vorzugehen: „Wenn jemand von euch nicht weiß, wie er das tun soll, dann darf er Gott um diese Weisheit bitten. Er wird sie ihm ohne weiteres geben und ihm deshalb keine Vorwürfe machen, denn er gibt allen gern. Doch wenn er diese Bitte vorbringt, soll er das mit Gottvertrauen tun und sich keinen Zweifeln hingeben. Ein Zweifler ist nämlich wie eine vom Wind gepeitschte hin- und herwogende Meereswelle.“ (Jakobus 1:5, 6*) Wer das tut – im Glauben auf den Geist vertrauen –, dem „wird [… die Weisheit] gegeben werden“. Das ist einer der anschaulichsten Texte, in dem die Wichtigkeit des Vertrauens in die Wirksamkeit des Geistes hervorgehoben wird.
17. Der Geist und Glauben Eng verbunden mit dem Vertrauen ist der Glauben. Zwischen unserem Glauben und dem Geist besteht wieder eine fruchtbare Wechselbeziehung: Wir können den Geist erhalten, wenn wir Glauben haben, das heißt an die Wirksamkeit des Geistes glauben: „Nur das eine will ich von euch wissen: Habt ihr den Geist empfangen, weil ihr das Gesetz befolgt oder weil ihr die Botschaft vom Glauben gehört habt?“(Galater 3:2*) Die Antwort kann nur lauten: Den Geist empfängt man durch Glauben. Paulus betont diese Wahrheit im Galaterbrief mehrfach: „So sollte der Segen, den Abraham erhielt, durch Jesus Christus zu allen Völkern kommen, damit wir durch den Glauben den zugesagten Geist empfingen.“ (Galater 3:14*) „Wir dagegen haben folgende Hoffnung: Wir erwarten aufgrund des Glaubens durch den Geist Gottes die Gerechtigkeit, die vor Gott Bestand hat. Denn wenn jemand mit Christus verbunden ist, hat weder die Beschneidung noch das Unbeschnittensein irgendeinen Wert. Das Einzige, was zählt, ist der Glaube, der durch Liebe wirkt.“ (Galater 5:5, 6*) Die Wechselbeziehung zwischen unserem Glauben und dem Geist sieht also folgendermaßen aus: Wenn wir an die Wirksamkeit des Geistes glauben, werden wir den Geist empfangen. Durch den Geist wiederum können wir die „Frucht des Geistes“ hervorbringen – wozu auch der Glauben gehört. Lassen wir diese Wirksamkeit des Geistes (beziehungsweise diese Wechselwirkung) uneingeschränkt zu, so entsteht daraus eine ganz starke innere Überzeugung, ein festes Vertrauen in den Geist Gottes – „und nichts wird euch unmöglich sein“ (Matthäus 17:20).
19. Der Geist und Gehorsam Das alles hat nichts mit Bequemlichkeit zu tun. („Soll der Geist doch alles bewirken.“) Es wäre auch nicht recht, uns auf unsere Unvollkommenheit (Sünde) herauszureden. Wer Gott „mit Geist“ anbetet, bemüht sich ernsthaft, das Rechte zu tun. Nur wer Gott „als dem Herrscher gehorcht“, darf auf die Wirksamkeit des Geistes hoffen: „Für diese Tatsachen stehen wir persönlich als Zeugen ein, genauso wie der Heilige Geist, den Gott allen gegeben hat, die ihm gehorchen.“ (Apostelgeschichte 5:32*) Einzig und allein das, was wir aufgrund der Sünde trotz aufrichtiger Bemühungen nicht schaffen, ist durch die unverdiente Güte (Gnade) aufgrund des Opfers Jesu Christi abgedeckt. Daher sollten wir fortwährend lernbegierig sein: „Wer ein Ohr hat, höre, was der Geist den Versammlungen sagt: …“ (Offenbarung 2:7, 11, 17, 29; 3:6, 13, 22).
20. Der Geist und die Verkündigung Nun noch zu einem letzten, jedoch nicht unwesentlichen Aspekt. Es ist der Wille Gottes, dass das Evangelium unter allen Nationen verkündigt wird und dass Menschen dadurch gerettet werden (Markus 13:10; 1. Timotheus 2:3, 4). Bedenkt man den kleinen Anfang, den die Verkündigung des Evangeliums in Israel nach der Auferstehung Jesus Christi genommen hat, ist verständlich, dass Gott die ersten Christen – wie sich später zeigte jedoch nicht nur die ersten Christen – mit seinem Geist, dieser dynamischen Kraft, ausgestattet hat. Darauf hatte Jesus seine Nachfolger bereits vorher hingewiesen: „Einmal aß er mit ihnen zusammen. Dabei wies er sie an, Jerusalem nicht zu verlassen. "Wartet, bis die Zusage des Vaters in Erfüllung geht, die ihr von mir vernommen habt, denn Johannes hat mit Wasser getauft, aber ihr werdet schon bald – in ein paar Tagen – mit dem Heiligen Geist getauft werden.“ (Apostelgeschichte 1:4, 5*) Jesus ließ seine Jünger auch nicht darüber im Unklaren, zu welchem Zweck sie den Geist erhalten sollten: „Aber ihr werdet Kraft empfangen, wenn der Heilige Geist über euch gekommen ist, und so meine Zeugen sein in Jerusalem, in ganz Judäa und Samarien und bis in den letzten Winkel der Welt.“ (Apostelgeschichte 1:8*) Was für eine gewaltige Aufgabe: „Bis zum entferntesten Teil der Erde“ sollten sie von ihm Zeugen sein und das Evangelium verkündigen! Zu Pfingsten war es dann soweit: Sie erhielten diese dynamische Hilfe. Der Apostel Petrus erwähnte in seiner Ansprache zu Pfingsten, dass sich auf diese Weise eine Prophezeiung Joels erfüllte (Joel 2:28): „In den letzten Tagen werde ich meinen Geist auf alle Menschen ausgießen, spricht Gott. Eure Söhne und Töchter werden prophetisch reden, eure jungen Männer werden Visionen sehen und eure Ältesten Traumgesichte haben. Sogar auf die Sklaven und Sklavinnen, die mir gehören, werde ich dann meinen Geist ausgießen, und auch sie werden prophetisch reden.“ (Apostelgeschichte 2:17, 18*) Diese Wirksamkeit des Geistes darf nicht auf die Ereignisse zu Pfingsten damals begrenzt werden. Was der Prophet Joel am Ende dieser Prophezeiung äußerte (Joel 2:32) und der Apostel Petrus ebenfalls zu Pfingsten zitierte (Apostelgeschichte 2:21), wird in Römer Kapitel 10 vom Apostel Paulus aufgegriffen (Römer 10:13). Dort wendet Paulus diese Prophezeiung auch auf die Zukunft an, indem er weiter argumentiert: „Doch wie sollen sie den anrufen, an den sie nicht glauben? Und wie sollen sie an den glauben, den sie nicht gehört haben? Und wie sollen sie hören, wenn ihnen keiner die Botschaft bringt? Aber wie soll die Botschaft verkündigt werden, wenn niemand den Auftrag dazu bekommen hat? Es steht ja schon geschrieben: "Was für eine Freude ist es, wenn die Boten kommen und gute Nachricht bringen.““ (Römer 10:14, 15*) Da Paulus bei dieser Argumentationsreihe im Vers 13 auf Joel Kapitel 2 zurückgreift, dürfen wir davon ausgehen, dass das Ausgießen des Geistes Gottes „auf Fleisch von jeder Art“ („auf alles Fleisch“) bei der Verkündigung des Evangeliums „bis zu den äußersten [Enden] der bewohnten Erde“ (Römer 10:18) bis heute eine grundlegende Rolle spielt. Aber nicht nur als unpersönliche wirksame Kraft; der Geist steht jedem persönlich zur Verfügung, der das Evangelium verkündigt. Wenn wir das Evangelium verkündigen, dürfen und sollten wir wie der Apostel Paulus handeln und empfinden, der an die Thessalonicher Versammlung schrieb: „Das wurde schon deutlich, als wir euch die Rettungsbotschaft brachten. Gott sprach damals nicht nur durch unsere Worte zu euch; seine Macht zeigte sich auch im Wirken des Heiligen Geistes und in der großen Zuversicht, mit der wir bei euch auftreten konnten. Ihr wisst ja, dass es uns um euch ging.“ (1. Thessalonicher 1:5*) Gott „mit Geist“ („im Geist“) anzubeten (Johannes 4:24) beinhaltet eindeutig auch, entsprechend seinen Möglichkeiten und Fähigkeiten die gute Botschaft zu verkündigen. Und mit der Hilfe des Heiligen Geistes ist es auch uns möglich, das „mit Kraft […] und starker Überzeugung“ zu tun. Fassen wir die Voraussetzungen, wie man durch den Geist lebt, noch einmal zusammen: Reagieren wir auf Gottes Liebe und fangen unsererseits an, ihn zu lieben, dürfen wir auf seinen Geist hoffen. Als nächstes lernen wir, dem Geist wirklich zu vertrauen – ohne zu zweifeln – und er wird für uns wirken. Durch dieses Vertrauen wächst in uns ein starker Glauben an unseren Vater im Himmel sowie seinen Sohn. Mit diesem Glauben und Vertrauen legen wir eine solide Grundlage, Gott „als dem Herrscher“ zu gehorchen. Aus Gehorsam gegenüber Gott und seinem Sohn, aber auch aus tiefer Liebe und Wertschätzung für die unverdiente Güte (Gnade) Gottes entscheiden wir uns dann, das Evangelium auch anderen zu vermitteln. Dafür gibt uns Gott seinen Geist, sodass auch der „Schwächste“ unter uns zur Verkündigung befähigt wird. Natürlich heißt das nicht, dass das jeder Christ in gleichem Maß kann und tut. Bei der Besprechung der Gaben des Geistes (chárisma) konnten wir erkennen, dass der Geist jedem unterschiedliche Gaben verleiht – entsprechend den natürlichen Fähigkeiten, aber auch entsprechend der Notwendigkeit und des Willens Gottes. Natürlich gilt für jeden Christen grundsätzlich, dass er Jesus vor den Menschen bekennen soll – wie auch immer die Umstände sein mögen (Matthäus 10:32, 33; Markus 8:38; Lukas 12:8, 9; Römer 10:9). Mit diesem letzten Aspekt die Wirksamkeit des Geistes betreffend soll die Erörterung der Frage, wie man Gott „mit Geist“ („im Geist“) anbetet, zum Abschluss gebracht werden.
21. Zusammenfassung Wie sich gezeigt hat, nimmt die Erörterung der Frage, wie man den Vater „mit Geist“ oder „im Geist“ anbetet bei weitem mehr Raum ein als der Aspekt, wie man Gott „mit […] Wahrheit“ oder „in Wahrheit“ anbetet. Das ist nicht verwunderlich. Geht es bei der Frage der Anbetung „in Wahrheit“ mehr um eine geistige, verstandesmäßige Auseinandersetzung, so liegt der Akzent bei der Erörterung der Anbetung „im Geist“ auf der inneren Haltung, auf dem Handeln, der Auswirkung des Geistes auf den Wandel. Bei dem einen Aspekt geht es um die Abgrenzung der „Wahrheit“ von der „Unwahrheit“ (Lüge) und der Sicherheit, die „Wahrheit“ zu begreifen. Beim Anbeten „im Geist“ ist Aktivität gefragt: Lasse ich zu, dass der Geist mich formt und in mir wirkt? Möchte ich, dass mich der Geist zu Taten drängt? Will ich, dass er in mir die „Frucht des Geistes“ hervorbringt, was zur Folge hat, dass ich mich nicht passiv verhalte, sondern die Initiative ergreife? Zu beachten gilt, dass es einem nicht freisteht, eine individuelle Auswahl zwischen den beiden Aspekten zu treffen. Ich kann mich nicht entscheiden, Gott nur „in Wahrheit“ anzubeten, indem ich intensiv prüfe, was die biblische Wahrheit ist, es aber ablehne, „im Geist“ anzubeten – also mein Leben nach dem Geist auszurichten. Umgekehrt kann ich mich auch nicht dazu entscheiden, zwar die Wirksamkeit des Geistes anzunehmen, mich aber nicht zu vergewissern, was die „Wahrheit“ gestützt auf Gottes Wort ist. Sehen wir uns den Wortlaut noch einmal genau an, den Jesus verwendete: „Doch es wird die Zeit kommen – sie hat sogar schon angefangen –, wo die wahren Anbeter den Vater in Geist und Wahrhaftigkeit anbeten. Von solchen Menschen will der Vater angebetet werden. Gott ist Geist, und die, die ihn anbeten wollen, müssen dabei von seinem Geist bestimmt und von Wahrheit erfüllt sein.“ (Johannes 4:23, 24*) Soll unsere Anbetung Gott annehmbar sein, müssen somit beide Aspekte beachtet werden: „Der Vater sucht solche […] die ihn anbeten […] mit Geist und Wahrheit“. Jede individuelle Alternative könnte nicht das Wohlgefallen Gottes finden. Für jeden, dessen Wunsch es ist, dem Vater im Himmel zu gefallen, sollen hier die wesentlichen erörterten Details noch einmal aufgelistet werden: • Wer Gott „mit Geist“ anbetet, verlässt sich auf eine Kraft, die nicht aus ihm selbst stammt. Durch den Geist richtet er sein persönliches Leben in einem Maß nach Gottes Willen aus, dass er allein durch eigene Kraft nicht erreichen könnte. • Jesus sagte: „Der Geist macht lebendig, menschliches Bemühen nützt nichts. Aber die Worte, die ich euch gesagt habe, sind von diesem Geist und von Leben erfüllt.“ (Johannes 6:63*) Es ist also notwendig, die Worte Jesu zu hören, zu verstehen und sich danach auszurichten. • Durch den Geist können ‚aus unserem Innersten Ströme lebendigen Wassers fließen‘ (Johannes 7:38, 39; 4:14, 21). Mithilfe des Geistes können wir somit anderen helfen, das wirkliche Leben zu finden. • Wenn wir an Jesus glauben (Johannes 7:38, 39), können wir sicher sein, dass „der Vater im Himmel denen heiligen Geist geben [wird], die ihn bitten“ (Lukas 11:13). Voraussetzung ist allerdings, „im Glauben, ohne irgendwie zu zweifeln“ zu bitten (Jakobus 1:6) – „und nichts wird euch unmöglich sein“ (Matthäus 17:20) • Wir dürfen davon überzeugt sein, dass der Geist uns die nötige Kraft und Weisheit gibt, wenn wir – möglicherweise vor Gericht – für unseren Glauben Rede und Antwort stehen müssen. Jesus versprach: „Und weil ihr zu mir gehört, werdet ihr vor Machthaber und Könige geführt werden. Doch auch sie und alle Völker müssen ein Zeugnis von mir hören. Und wenn sie euch vor Gericht stellen, dann macht euch keine Sorgen, wie ihr reden oder was ihr sagen sollt. Sagt einfach das, was euch dann eingegeben wird. Denn nicht ihr seid dann die Redenden, sondern der Geist eures Vaters redet in euch.“ (Matthäus 10:18-20*) • Durch Geist, um den wir beten, werden wir mit einem großen Maß an Freimut ausgestattet (Apostelgeschichte 4:31; 2. Timotheus 1:7). • Der Geist vermittelt uns Trost und inneren Frieden (Apostelgeschichte 9:31; siehe auch Philipper 4:6, 7) • Gott stellt den „Geist der Wahrheit“ zur Verfügung, durch den ein Christ „in die ganze Wahrheit“ geleitet wird (Johannes 16:12, 13). Durch seinen Geist offenbart Gott seinen Anbetern „selbst die tiefen Dinge Gottes“ (1. Korinther 2:10-13) • Der Geist Gottes wird dem einzelnen Christen in individuellem Maß zur Verfügung gestellt, „so wie er will“. Je nach Notwendigkeit erhält ein Diener Gottes daher „zu einem nützlichen Zweck“ Gnadengaben (chárisma) wie „Glauben“, „Unterscheidung inspirierter Äußerungen“, als „Lehrer“ zu dienen, „Hilfeleistungen“ zu erbringen und „Fähigkeiten zu leiten“. Weitere Gaben sind, als „Evangeliumsverkündiger“ oder „Hirten“ zu dienen, „das Zurechtbringen“ sowie die „Erbauung“ der Versammlung, das Vermitteln „genauer Erkenntnis des Sohnes Gottes“ sowie das Fördern der Harmonie in der Versammlung „gemäß der Funktion jedes einzelnen Gliedes in gebührendem Maß“ (1. Korinther 12:4-11, 27–31; Epheser 4:11-16) • Die Wirkungen des Geistes sind nicht das Privileg einiger weniger. „Jedem von uns nun ist unverdiente Güte [griechisch: cháris] verliehen worden, so wie der Christus die freie Gabe zugemessen hat“ (Epheser 4:7) „Gott hat jedem von euch Gaben geschenkt, mit denen ihr einander dienen könnt. Tut das als gute Verwalter der vielfältigen Gnade Gottes!“ (1. Petrus 4:10*) „Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen!“ (2. Korinther 13:14*) Niemand, der eine bestimmte Gabe des Geistes verwaltet, sollte sich mit jemand anders vergleichen oder sich gar über ihn erheben (1. Korinther 12:19-26) • Dadurch, dass Gott seine Gesetze in unseren Sinn schreibt und in unsere Herzen legt (Hebräer 8:10; 10:16, 17), vollbringen wir die „Begierde des Fleisches überhaupt nicht“ (Galater 5:16-18). Gottes Geist ermöglicht nämlich eine „Neugestaltung“ bzw. „Erneuerung“ unseres Sinnes (Römer 12:2; Titus 3:5). Mit Gottes Hilfe verändert sich unser Herz zum Guten. Der Geist lässt in unserem Sinn und in unserem Herzen den starken Wunsch wachsen, die „Begierde des Fleisches“ abzulegen. Die Folge ist ein gutes Gewissen aufgrund der Vergebung unserer Sünden (1. Korinther 6:11; Hebräer 10:17, 22) • Obwohl alle vorstehend beschriebenen Dinge vom Geist hervorgebracht werden, werden lediglich die neun in Galater 5:22, 23 erwähnten Eigenschaften ausdrücklich als „Frucht des Geistes“ bezeichnet. Diese anziehenden Eigenschaften – „Liebe, Freude, Frieden, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Glauben, Milde, Selbstbeherrschung“ – muss man zwar hervorbringen wollen, der Ursprung ist dennoch der Geist. Wir müssen sozusagen „die Fenster weit aufmachen“, damit der Geist in vollem Umfang zu uns durchdringen kann. Wenn wir bereit sind, ihn in uns und durch uns wirken zu lassen, werden wir als Folge „mit Kraft durch seinen Geist gestärkt […] an dem Menschen, der [… wir] innerlich“ sind, das heißt an unserer Persönlichkeit (Epheser 3:16) • Wenn der Geist durch uns die „Frucht des Geistes“ hervorbringt, werden wir durch viele weitere Umstände gesegnet: Wir nehmen die „unverdiente Güte Gottes“ (die Gnade) wahr, wir sind in der Lage, andere zu ermuntern, wir spüren förmlich, von heiligem Geist erfüllt zu sein, wir empfinden Gerechtigkeit und Hoffnung. • Zu den Voraussetzungen, durch den Geist zu leben, gehört als Erstes, Gottes Liebe zu erkennen und zu erwidern. Ferner werden wir dem Geist vertrauen, ohne zu zweifeln, wir werden an Jesus Christus glauben, weil sein Vater das erwartet, und Glauben in unseren Vater, Jehova, den Allmächtigen, setzen. Außerdem ist es für uns selbstverständlich, den Geboten unseres Vaters und seines Sohnes zu gehorchen. Und wir werden bereit sein, Jesus Christus vor den Menschen zu bekennen sowie das Evangelium über Gott, seinen Sohn und sein Reich gern zu verkündigen (Apostelgeschichte 1:8) Durch die Bereitschaft, all das, was hier erörtert wurde, umzusetzen, bringen wir zum Ausdruck, dass wir uns wirklich vom Geist leiten und lenken lassen wollen. Lassen wir es schließlich zu, so wird das zur Folge haben, dass wir die Wirksamkeit des Geistes tatsächlich verspüren werden. Dann beten wir den Vater buchstäblich „im Geist“ an. Zum Abschluss ein Wort zur Vorsicht: Wenn hier auch die wesentlichen Merkmale der Anbetung „im Geist“ aufgelistet werden, so soll nicht dazu angeregt werden, diese Auflistung als ein „Raster“ oder eine „Schablone“ aufzufassen, die es gilt, einzuhalten oder sozusagen abzuarbeiten. Die Anbetung des Vaters „im Geist“ ist viel zu dynamisch, als dass man sie schematisch ausüben sollte. Alle genannten Merkmale (und weitere; die Auflistung erhebt bei Weitem nicht den Anspruch auf Vollständigkeit) kommen je nach Situation zum Tragen. Wie schrieb der Apostel Paulus so treffend: „In gleicher Weise nimmt der Geist Gottes sich auch unserer Schwachheit an, denn wir wissen nicht, wie man richtig beten soll. Er tritt mit einem Seufzen für uns ein, das man nicht in Worte fassen kann.“ (Römer 8:26*) Wenn wir nicht mehr weiterwissen, setzt sich der Geist für uns ein – und das nicht nur im Gebet. Das hatte Jesus selbst bereits zugesagt mit den Worten: „Wenn ihr mich liebt, werdet ihr meine Gebote befolgen. Und ich werde den Vater bitten, dass er euch an meiner Stelle einen anderen Beistand gibt, der für immer bei euch bleibt. Das ist der Geist der Wahrheit, den die Welt nicht bekommen kann, weil sie ihn nicht sieht und ihn nicht kennt. Aber ihr kennt ihn, denn er bleibt bei euch und wird in euch sein. Ich werde euch nicht allein und verwaist zurücklassen. Ich komme zu euch!“ (Johannes 14:15-18*) Was für eine erbauende Zusicherung: Dank der Kraft Gottes – des Geistes – sind wir nie auf uns selbst gestellt. Vorausgesetzt, wir bleiben in der Liebe Jesu und halten seine Gebote – so gut wir das als Sünder können. Bleiben wir fest entschlossen, den Vater „mit Geist und Wahrheit“ anzubeten!
Autor: V.J.Blockhaus
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