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Teil 3

„IM GEIST UND in der WAHRHEIT“ ANBETEN (JOHANNES 4:23, 24)

    1. Epilog
    Wahrscheinlich ist jeder, der über die Bedeutung der Anbetung des Vaters „im Geist und in der Wahrheit“ nachdenkt, tief berührt. Bei dem einen oder anderen kommt jedoch möglicherweise der Gedanke auf, dass diese Aussagen der Schrift sehr wohl bedeutungsvoll sind, dass das Leben eines Christen von dieser Art der Anbetung ganz bestimmt tief beeinflusst wird, aber – er selbst hat noch keine entsprechenden Erfahrungen gemacht. Er kennt vielleicht den einen oder anderen, der von solchen Erfahrungen erzählt hat, aber das Ganze erscheint ihm dennoch ziemlich weit entfernt.
    Was kann man selbst unternehmen, um nicht nur über diese wichtige Art der Anbetung zu hören, sondern sie auch selbst zu praktizieren? Oder ist es letzten Endes gar nicht jedem bestimmt, Gott in dieser Weise anzubeten?

    Natürlich kann man nicht erwarten, dass alle Menschen Gott auf diese Weise anbeten. Sonst hätte Jesus nicht gesagt, dass der Vater solche als seine Anbeter sucht, die ihn „im Geist und in der Wahrheit“ anbeten. Wer jedoch den aufrichtigen Wunsch hat, den Vater in dieser Weise anzubeten, dem wird dieser Wunsch auch gewährt werden. Wichtig ist allerdings, dass der Wunsch aufrichtig ist und dass der Betreffende die richtige Geisteshaltung einnimmt.
    Wie Teil 1 der Abhandlung herausgestellt hat, darf der Stellenwert der „Wahrheit“ in der Anbetung nie relativiert werden. Will man Gott „in der Wahrheit“ anbeten, muss das unbedingt in Übereinstimmung mit Gottes Wort der Wahrheit – der Bibel – geschehen. Der Betreffende muss seinen Glauben regelmäßig mit Gottes Wort abgleichen. Das ist die Rolle, die der Verstand bei der Anbetung spielen muss (Apostelgeschichte 17:11; Epheser 5:10; 1. Thessalonicher 5:21; 2. Timotheus 3:14-17).

    2. Nicht stehenbleiben
    Viele machen jedoch den Fehler, an diesem Punkt stehenzubleiben und die Abgleichung mit dem Standpunkt Gottes zu beenden. Nachdem sie sich eine umfangreiche Erkenntnis aus der Bibel angeeignet haben, können im Laufe der Zeit alle möglichen Fragen beantworten und Lösungen für die unterschiedlichsten Probleme aufzeigen. Sie können sogar andere anhand von Gottes Wort unterweisen und Erkenntnis vermitteln. Solange sie aber nicht erfassen, welche Bedeutung die Anbetung „im Geist“ wirklich hat, kann diese Art von Anbetung sich im Laufe der Zeit in Routine und Alltäglichkeit ergehen. Solange nur der Kopf beteiligt ist, kann diese Art der Anbetung sogar ermüden.

    Nicht umsonst betonte Jesus, dass der Vater zwar „in der Wahrheit“, aber auch „im Geist“ angebetet werden möchte. Tatsächlich gab Jesus der Anbetung „im Geist“ offenbar den höheren Stellenwert, da er die Anbetung „im Geist“ an erster Stelle nannte, dann erst die „in der Wahrheit“.

    Wie aus Teil 2 der Erörterung ersichtlich ist, spielt bei der Anbetung „im Geist“ unser Gefühl eine starke Rolle. Aus diesem Gefühl heraus, gepaart mit Vertrauen in Gott, ergeben sich Impulse für entsprechende Verhaltens-, Handlungs- und Lebensweisen. Diese werden, um eine Metapher der Heiligen Schrift aufzugreifen, von unserem „Herzen“ geprägt (Lukas 6:45; Römer 10:9, 10; Epheser 3:17, 19; Kolosser 3:15; 2. Thessalonicher 2:17).
    Da der Glaube dem „Gehörten“ (Römer 10:17) beziehungsweise dem Gelesenen folgt, muss er zwar auf einer Erkenntnis der Wahrheit gründen. Der eigentliche Sitz des Glaubens jedoch ist im Herzen (Markus 11:22-24; Lukas 8:11-15; Apostelgeschichte 15:9; Römer 10:9, 10).
    Tatsächliche liegt im Herzen die Triebfeder eines Menschen – dort entsteht Motivation. Gottes Geist wirkt sich zwar auch auf unseren Sinn aus. Aber erst wenn wir zulassen, dass er auch unser Herz bewegt – den Ursprung der Motivation –, werden wir sichtbare, merkliche Auswirkungen und Ergebnisse feststellen.

    3. Über den Bach springen
    Bei einer Unterhaltung über dieses Thema wurde kürzlich ein interessantes Gedankenbild geäußert, das beschreibt, worauf es letzten Endes ankommt: Zu wissen, was man tun soll, wohin man gehen soll, ist eine Sache. Aber die Auswirkungen des Geistes Gottes wird man erst verspüren, wenn man »über den Bach springt«. Genau da liegt meistens das Problem: Obwohl man weiß, was Jesus eindeutig zu diesem Thema zu sagen hat, getraut sich so mancher nicht, wirklich auf Gott, auf Gottes Geist zu vertrauen und – zu „springen“. Solange jemand nicht bereit ist zu „springen“, kann er auch nicht nachvollziehen, was Jesus mit den Worten meinte: "Ich versichere euch: Wenn euer Vertrauen nur so groß wäre wie ein Senfkorn, könntet ihr zu diesem Berg sagen: 'Rück weg von hier nach dort!' Und er wird wegrücken. Nichts wird euch unmöglich sein.“ (Matthäus 17:20*)

    4. Das Fenster aufmachen
    Um sich zu getrauen zu „springen“, müssen wir unbedingt zulassen, dass der Geist uns erreicht. Man könnte das folgendermaßen veranschaulichen:

    Wenn die Sonne scheint, steht sie grundsätzlich jedem zur Verfügung. Wer sich der Sonne aussetzt, kann braun werden. Er kann auch einen Sonnenbrand bekommen. Und es kann ihm warm werden, sogar so sehr, dass er schwitzt. Befindet er sich allerdings hinter einer Fensterscheibe, so kann ihm allenfalls warm werden und er kann ins Schwitzen kommen. Aber er wird hinter der Fensterscheibe nicht braun werden oder einen Sonnenbrand bekommen. Warum nicht? Weil das durch die UV-Strahlung im Sonnenlicht bewirkt wird. Und die wird durch das Glas herausgefiltert und erreicht den hinter der Fensterscheibe Sitzenden nicht.

    So ähnlich ist es mit Gottes Geist: Er ist immer und grundsätzlich für jeden da; Gott will ihn niemandem vorenthalten. Sitzen wir in übertragenem Sinn jedoch hinter einer Fensterscheibe und machen nicht „das Fenster auf“, so können wir zwar die Auswirkungen dieser wertvollen Kraft Gottes bei anderen beobachten, wir selbst fragen uns aber womöglich, warum wir ihn nicht so verspüren. Machen wir also „das Fenster auf“ – öffnen wir uns der Wirksamkeit des Geistes. Bitten wir unseren himmlischen Vater um seinen Geist und lassen uns frei von ihm leiten – und wir werden die Auswirkungen verspüren.

    Gemäß Lukas 11:9-13 (*) ermunterte uns Jesus genau dazu mit den Worten:
    „Und ich sage euch: Bittet, und ihr werdet bekommen, ‹was ihr braucht›; sucht, und ihr werdet finden, klopft an, und es wird euch geöffnet! Denn wer bittet, empfängt; wer sucht, findet; und wer anklopft, dem wird geöffnet. Welcher Vater würde seinem Kind denn eine Schlange geben, wenn es ihn um einen Fisch bittet? Oder einen Skorpion, wenn es ihn um ein Ei bittet? 13 So schlecht wie ihr seid, wisst ihr doch, was gute Gaben für eure Kinder sind, und gebt sie ihnen auch. Wie viel eher wird dann der Vater aus dem Himmel den Heiligen Geist denen geben, die ihn bitten!”

    Wie Jesus sagte, gibt der „Vater im Himmel“ uns diesen Geist, wenn wir aufrichtig darum bitten. Der Bibelschreiber Jakobus stellt in seinem Brief sehr schön heraus, worauf es bei diesem Bitten bei Gott ankommt. Er spricht zwar von einem Bitten um „Weisheit“; was er jedoch schreibt, ist vollständig auch auf unsere Bitten um den Geist anwendbar:
    „Wenn jemand von euch nicht weiß, wie er das tun soll, dann darf er Gott um diese Weisheit bitten. Er wird sie ihm ohne weiteres geben und ihm deshalb keine Vorwürfe machen, denn er gibt allen gern. Doch wenn er diese Bitte vorbringt, soll er das mit Gottvertrauen tun und sich keinen Zweifeln hingeben. Ein Zweifler ist nämlich wie eine vom Wind gepeitschte hin- und herwogende Meereswelle. Ein solcher Mensch kann nicht erwarten, etwas vom Herrn zu empfangen. Er ist in sich gespalten und unbeständig in allem, was er unternimmt.“ (Jakobus 1:5-8*)

    Dieses uneingeschränkte Vertrauen in Gott, dieser lebendige Glaube, dass Gott die Bitten um den Geist tatsächlich erhören wird, sind der Schlüssel. Auf diese Weise „öffnen wir das Fenster“. Wir springen sozusagen „über den Bach“. Zweifel würden die Erhörung dieser Bitten vereiteln; wir würden „in den Bach fallen“.

    5. Den »Aufwind« nutzen
    Noch eine andere Veranschaulichung soll zeigen, wie hoch der Nutzen für den Einzelnen ist, wenn er zulässt, dass der Geist wirkt. Bestimmt haben wir schon einmal einen Bussard oder einen anderen Greifvogel dabei beobachtet, wie er sich vom Aufwind im Flug tragen lässt. Obwohl er kaum mit den Flügeln schlägt, kann er auf diese Weise weite Strecken zurücklegen. Würde er einfach auf einem Baumwipfel oder einem Felsen sitzen bleiben, statt den Aufwind zu nutzen, wäre sein Energieaufwand vergleichbar ähnlich. Allerdings würde er einfach nur auf dem Fleck bleiben. Und würde er dort fliegen, wo kein Aufwind ist, müsste er mehr mit den Flügeln schlagen und somit mehr Energie aufbringen.

    Machen wir es wie dieser Vogel: Nutzen wir den „Aufwind“ – Gottes Geist – und kommen voran. Ohne den Geist müssten wir aus eigener Kraft viel mehr Energie aufwenden, um etwas zu erreichen. Wir kämen wahrscheinlich aber nie so weit wie mit der Hilfe des Geistes. Und mit dem Geist sind wir auch nicht so ausgepowert, wie wenn wir alles aus eigener Kraft machen wollten. Vergessen wir außerdem nicht das Wichtigste: Wenn wir auf dem Fleck bleiben und erst gar nicht „abheben“, werden wir weder vorankommen noch überhaupt erleben, was es heißt, die Wirksamkeit des Geistes zu verspüren.

    Noch ein weiterer Aspekt sollte in diesem Zusammenhang beachtet werden. Der Vogel, der den Aufwind nutzt, fliegt nicht irgendwohin, sondern dorthin, wohin es ihm der Aufwind ermöglicht. Wenn wir den symbolischen „Aufwind“ – den Geist – nutzen, steht er uns auch nicht bei allem, was wir uns ausdenken, zur Verfügung. Andererseits sind wir dann jedoch in der Lage, unser Handeln nach dem Geist – und damit nach dem Urheber des Geistes, unserem Vater im Himmel, und auch nach seinem Sohn – auszurichten. Wenn wir dann sensibel dafür werden, woher „der Wind weht“, werden wir uns vom Geist in Richtungen lenken lassen, die dem Vater gefallen und auf die wir aus eigener Überlegung wahrscheinlich nie gekommen wären (Johannes 14:26; 16:13; Römer 8:26, 27; 1. Korinther 2:10-13; 12:4, 7, 11; 14:12; Galater 5:16, 25). Dadurch kommt eine Verbundenheit mit Gott und seinem Sohn zustande, die außergewöhnlich ist. (Vergleiche Johannes 17:20)

    6. Der Geist wirkt individuell
    Was die Wirksamkeit des Geistes beim Einzelnen betrifft, soll ein Sachverhalt noch einmal unterstrichen werden, der im Teil 2 dieser Abhandlung behandelt wurde: Niemand von uns sollte sich mit einem anderen Nachfolger Jesu vergleichen. Nicht jeder Christ ist gleich. Es gibt Unterschiede in natürlichen Begabungen, im Elternhaus und im Umfeld, in dem jemand aufgewachsen ist. Darüber hinaus übersteigt es unseren Horizont, zu beurteilen, in welcher Weise Gott uns durch seinen Geist gebrauchen möchte. Deshalb muss immer wieder hervorgehoben werden, dass der Geist – je nach Situation – unterschiedlich wirkt. (1. Petrus 4:10)

    Die Christengemeinde wird – ob als Gesamtheit oder als örtliche Gemeinde – in den Briefen des Apostels Paulus immer wieder mit einem menschlichen Körper verglichen (Römer 12:4, 5; 1. Korinther 12:12-26; Epheser 4:15, 16). Das Haupt dieses Leibes – der Herr Jesus Christus – kann selbstverständlich am besten beurteilen, welche Dienste oder Arbeiten im Augenblick am meisten benötigt werden. Es zeugt somit von Respekt unserem Herrn gegenüber, wenn wir uns von ihm so gebrauchen und einsetzen lassen, wie es gerade notwendig ist. Konkurrenzdenken ist da fehl am Platz. Wenn er jemandem gerade eine spezielle Funktion überträgt, so respektieren wir das. Wenn wir selbst uns zur Verfügung stellen, werden auch wir an einer bestimmten Stelle von ihm gebraucht werden. Wie unsinnig es wäre, unsere Situation mit der des anderen zu vergleichen!

    Das hob der Apostel Paulus im sechsten Kapitel seines Briefes an die Galater hervor als er schrieb:
    „Wenn jemand sich einbildet, etwas Besonderes zu sein, aber nichts davon vorweisen kann, der betrügt sich selbst. Doch jeder der sein eigenes Tun prüft, mag stolz darauf sein, gibt aber nicht damit an.“ (Galater 6:3, 4*)

    Wenn wir meinen, wir hätten scheinbar „größere“ Talente als ein Glaubensbruder oder eine Glaubensschwester, ist es heilsam, sich die Worte des Apostels an die Korinther Christen zu Herzen zu nehmen:
    „Wer sollte dir denn einen Vorrang einräumen? Hast du etwas, das du nicht von Gott bekommen hast? Und wenn du es bekommen hast, was gibst du damit an, als hättest du es selbst gehabt?“ (1. Korinther 4:7*)

    Wer wirklich auf die Verantwortung des Hauptes und seine Verwendung des Geistes vertraut, wird sich nie zu wichtig nehmen, sondern sich für das zur Verfügung stellen, was das Haupt ihn betreffend vorsieht (Römer 12:3) Und genauso wie sich die Windrichtung oder die Intensität eines „Aufwindes“ ändern kann, ist es auch mit dem Geist. Es ist kaum zu erwarten, dass der Geist jemanden immer nur auf ein und dieselbe Weise lenkt. Das sollten wir für uns selbst, aber auch in Bezug auf andere akzeptieren.

    Werden wir also sensibel für den Einfluss des Geistes und vergleichen wir uns nicht mit anderen. Dann können auch wir „im Geist frohlocken“. (Lukas 10:21*) Nun noch ein abschließender Gedanke, den Jesus unmittelbar vor der hier abgehandelten Aussage (Johannes 4:23, 24) äußerte. Die samaritische Frau, mit der er sprach, wollte wissen, ob es eine Rolle spiele, wo Gott angebetet wird: „Unsere Vorfahren haben Gott auf diesem Berg hier angebetet. Ihr Juden aber sagt, dass nur in Jerusalem der Ort ist, wo man Gott anbeten darf. Glaube mir, Frau", gab Jesus zur Antwort, es kommt die Zeit, wo ihr den Vater weder auf diesem Berg noch in Jerusalem anbeten werdet.“ (Johannes 4:20, 21*) Es kommt also nicht darauf an, wo sich jemand befindet – an welchem Ort, unter welchen Umständen oder in welchem Gebäude oder ob im Freien. Dinge, die man sehen und anfassen kann, sind bedeutungslos, „denn wir wandeln durch Glauben, nicht durch Schauen“. (2. Korinther 5:7)

    Das einzig Ausschlaggebende ist, dass der Vater „im Geist und in der Wahrheit“ angebetet werden will. Wie gezeigt wurde, gehört dazu, entsprechend des Willens des Vaters seinen Sohn Jesus Christus als unser Haupt anzuerkennen und zu verstehen, dass unsere Anbetung des Vaters vollständig von ihm abhängig ist (Epheser 1:22; 4:15; Kolosser 1:18; 2:10; Johannes 14:6).

    Lassen wir diese Anbetung für uns zu etwas Lebendigem, zu etwas Dynamischen werden: Nehmen wir uns ein Herz und „springen über den Bach“ – bewegen wir uns. Machen wir „das Fenster auf“ und lassen zu, dass Gottes Geist Einfluss auf uns nimmt. Und – nutzen wir den „Aufwind“ beim Fliegen, denn „Durch den, der mich stark macht, kann ich in allem bestehen.“. (Philipper 4:13)

    Autor: V.J.Blockhaus